Wer kennt und liebt nicht den Duft von frisch gebackenem Brot und Gebäck?
Warm und heimelig, da werden Kindheitserinnerungen wach. Lidl wirbt damit nur mit heimischen Traditions-Bäckereien zusammenzuarbeiten. Mit den besten Zutaten für den besten Geschmack.
Mal schnell ein Käsebrötchen für den kleinen Hunger oder ein frisches Brot zum Frühstück. Hierfür ist längst kein Umweg zum Bäcker notwendig. Stattdessen nimmt man es einfach von Supermärkten in deren eigenen Back-Stationen mit.
Schon beim Betreten von einer Lidl-Filiale steigt der köstliche Geruch in die Nase. Kein Wunder, dass die Backstation so beliebt sind, schließlich lockt sie mit frischen Croissants mit Nugatfüllung, Brötchen und Broten.
Lidl hat bereits seit einiger Zeit auch eigene Backstationen im Angebot. Doch woher kommt die Backware der Supermärkte wirklich? Wird wirklich das gesamte Sortiment jeden Tag frisch gebacken? Wenn nicht, woher stammt das Backwerk wirklich?
Woher stammt das backfrische Brot bei Lidl wirklich?
Es lässt sich stark anzweifeln, dass die Produkte hinter der Theke von einem Bäcker frisch zubereitet werden. Bei vielen Produkten handelt es sich um Aufbackware, die woanders gebacken worden sind und in der Filiale nur fertig gebacken werden.
Vor einigen Jahren stellte sich der Investigativ-Journalist Günter Wallraff dieselbe Frage und deckte Missstände in einer Backfabrik auf, die unter anderem für Lidl produzierte. Nun wird es Zeit, noch einmal die gleiche Frage zu stellen, um zu sehen, ob sich wirklich etwas getan hat.
Frisch ausgebacken
Bei Lidl seien die Backwaren handgemacht und frisch vom Bäcker, so zumindest steht es auf den großen Plakaten vor der Filiale. Zahlreiche Spezialitäten würden jeden Tag frisch angeliefert. Doch die meisten Teigwaren stammen aus zahlreichen Ländern. Die Konsumenten erfahren das nur, wenn sie das Kleingedruckte am Regel sehr genau lesen.
Lidl sieht darin kein Problem, immerhin sei die Herkunft eindeutig deklariert. Die ausländischen Großbäckereien liefern tiefgefrorene Teiglinge und Vorbackware in die Filialen, in denen diese dann mehr oder weniger „frisch“ ausgebacken werden.
Die Werbeversprechen beziehen sich auf die Teigwaren, die wirklich täglich frisch in die Filialen geliefert werden. Wie viele das genau sind, möchte Lidl nicht verraten, das sei von Filiale zu Filiale unterschiedlich.
Die Mehrheit der Brote stammen aus heimischen Betrieben, weshalb man nicht von einer Täuschung der Kunden sprechen kann.
Frische aus der Tiefkühltruhe
In die Aufbackstationen der Supermarktketten kommt meist tiefgekühltes Gebäck. Dafür werden von den großen Herstellern sogenannte Teiglinge produziert, diese werden, je nach Gebäcksorte, vorgebacken oder vorgegart.
Anschließend werden die fast fertigen Teiglinge eingefroren und ausgeliefert. Dieses System ist für den Lebensmittelhandel unschlagbar praktisch.
Die Teiglinge dienen als Ausgangsmaterial und wandern von den Gefrierschränken, je nach Kundenfrequenz, in die Aufbackstationen. Wenn es sein muss, auch erst spät am Abend.
Durch diese Weise erhält der Kunde, egal zu welcher Uhrzeit er einkaufen geht, ofenfrisches Gebäck. Bereits vorgebackene Ware wird binnen weniger Minuten aufgewärmt. Vorgegarte Ware bleibt deutlich länger im Ofen.
Unterschiedliche Qualitäten und Backergebnisse
Wer bei den Frischetheken in den Supermärkten zugreift, sollte wissen, dass das Backergebnis, je nach Eignung und Auslastung der Angestellten, unterschiedlich ausfällt.
Staut es sich vor der Backstation, kommt das Gebäck meist zu früh raus und hat kaum Farbe. Hat es Überzeit, wird es dunkeln und trocken, da niemand zum Ausräumen kommt.
Auch Bäckereien backen vermehrt auf
Das Auf- sowie Fertigbacken von Teiglingen beschränkt sich nicht nur auf Supermärkte. Auch in den Filialen von Bäckereikette kommen Fertigprodukte zum Einsatz.
Nur bei kleinen Bäckereibetrieben kann man sicher sein, dass die Produkte auch wirklich jeden Tag frisch zubereitet werden und nicht einfach fertiggebackt werden. Auch in der Gastronomie ist das Fertigbacken von Teiglingen nicht mehr wegzudenken.
Back es Zuhause
Unter diesem Motto werden auch Kunden mit der Tiefkühlware zum Aufbacken beliefert. Den Ursprung haben die flächendeckend verbreiteten Backautomaten schon in den 80er Jahren.
Damals wurde sie aber noch schamhaft in irgendwelchen Hinterzimmern versteckt. Inzwischen haben sie diese Geräte zu einem vorgezeigten Umsatzbringer weiterentwickelt.
Kombination aus Gärschrank und Backofen
Die Weiterentwicklung dieser Technik soll immer besser Backergebnisse bieten. Die Backstationen sind zwar mittlerweile eine technische Verschmelzung von Gärschrank und Backofen, doch für gutes Gebäck braucht man mehr als nur Teiglinge einzuschlichten, einen Knopf zu drücken und zu warten.
Tonnenweise Teiglinge
Rund 130.000 Tonnen vorgebackte Brote werden aus dem Ausland nach Deutschland importiert. Ein großer Teil davon stammt aus Frankreich mit ungefähr 60.000 Tonnen.
Laut dem Statischsten Bundesamt wurden im Jahr 2011 mehr als 18.000 Tonnen Teiglinge aus dem fernen China nach Deutschland importiert. Das entspricht insgesamt 280 Millionen Brötchen.
Alles in allem ist der Import von Backware aller Arten stark angestiegen. Während im Jahr 2008 „nur“ 161.000 Tonnen Backwaren nach Deutschland importiert wurden, waren es 2018 schon 463.430 Tonnen.
Eine aussterbenden Branche – Das Bäckerhandwerk
In den vergangenen 60 Jahren ist die Zahl der Bäckereien stark gesunken. Rund drei Viertel der Backstuben wurden geschlossen. Während früher rund 55.000 Bäcker im Land backten, sind es heutzutage nur noch 11.000 Bäcker.
Dennoch ist die Branche sehr umsatzstark. Mehr als 14 Milliarden Euro erwirtschafteten die 270.000 Mitarbeiter mit dem Bäckerhandwerk.
Quellen:
- https://www.lidl.de/de/unser-brot-taeglich-frisch/s4526
- https://www.express.de/news/politik-und-wirtschaft/das-discounter-geheimnis-wo-kommt-eigentlich-das-brot-von-aldi–lidl-und-co–her–26262932
- https://www.wunderweib.de/lidl-co-woher-kommen-die-backwaren-der-supermaerkte-100378.html